Animal Hoarding-Bericht für 2024

147 Fälle von Animal Hoarding mit 8.911 Tieren sind dem Deutschen Tierschutzbund e.V. im vergangenen Jahr bekannt geworden. Im Vergleich zu 2023 stieg die Anzahl um über 2.000 Tiere. Die meisten Fälle gab es erneut in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Bayern. Ein trauriger Trend, den die Tierheime bundesweit bestätigen: Sie sind ohnehin stark überlastet, können die Versorgung der meist völlig verwahrlosten Tiere kaum mehr stemmen und geraten an räumliche, finanzielle und psychische Grenzen.
Katastrophale Zustände
„Die betroffenen Tiere sind meist in einem schlechten Zustand. Verwahrlost, unterernährt und krank müssen sie oft auf engem Raum und im eigenen Urin und Kot leben. Untereinander pflanzen sie sich unkontrolliert weiter fort, sodass der Bestand immer weiter ansteigt“, erklärt Nina Brakebusch, Fachexpertin für Animal Hoarding beim Deutschen Tierschutzbund.
Animal Hoarding, das krankhafte Sammeln von Tieren, gilt als psychische Erkrankung: Die Betroffenen erkennen häufig nicht, wie sehr sie sich selbst und den Tieren schaden – und nehmen teils sogar immer weiter Tiere auf. „Animal Hoarding ist ein wachsendes und ernstzunehmendes Tierschutzproblem“, so Brakebusch. Seit Beginn der Fallsammlungen des Deutschen Tierschutzbundes im Jahr 2012 waren bis 2024 knapp 51.000 Tiere von Animal Hoarding betroffen.
Katzen besonders betroffen
Mit 1.872 betroffenen Individuen wurden Katzen in den meisten bekannt gewordenen Fällen gehortet, gefolgt von Hunden mit 1.555 Individuen. Kleine Heimtiere wie Kaninchen und Mäuse waren zwar in weniger Fällen Opfer von Animal Hoarding, sie stellen mit 3.749 betroffenen Individuen allerdings die größte Tiergruppe dar. Dies ist darauf zurückzuführen, dass kleine Heimtiere von Hoardern zwar seltener gehalten werden, jedoch in höheren Bestandszahlen – unter anderem, weil sie sich besonders schnell vermehren.
Tierheime am Limit
Die Auswirkungen von Animal Hoarding-Fällen sind nicht nur für die betroffenen Tiere fatal. Auch für die Tierheime wird die Aufnahme von behördlich beschlagnahmten Tieren zu einer immer größeren Belastung. Aufgrund der kaum vorhandenen Sozialisierung der Tiere sind diese nur schwer vermittelbar und belegen häufig jahrelang Plätze in den ohnehin überfüllten Tierheimen. Zur Entlastung der Tierheime fordert der Deutsche Tierschutzbund als Dachverband der Tierheime und Tierschutzvereine deshalb eine kostendeckende Finanzierung, da es sich bei der Betreuung behördlich beschlagnahmter Tiere um eine kommunale Pflichtaufgabe handelt.
Um Fällen von Animal Hoarding vorzubeugen, sind aus Sicht der Tierschützer ordnungsrechtliche Maßnahmen nötig, die auf politischer Ebene angegangen werden müssen. „Es braucht eine Heimtierschutzverordnung, die Tierzucht und -haltung klar regelt, einen verpflichtenden Sachkundenachweis vor der Anschaffung eines Tieres und ein zentrales Register für auffällig gewordene Tierhalter. Zudem muss Animal Hoarding endlich als Krankheitsbild anerkannt werden, um betroffenen Personen bessere Therapiemöglichkeiten zu bieten”, fordert Brakebusch. Ansonsten sei das Risiko groß, dass Hoarder nach dem Einschreiten der Behörden erneut beginnen Tiere zu sammeln.
Den Animal Hoarding-Bericht 2024 des Deutschen Tierschutzbundes finden Sie hier.