Das stille Leid auf dem Land

In einer Umfrage hat der Deutsche Tierschutzbund e.V. Tierärzte zur Situation auf den von ihnen betreuten Bauernhöfen befragt. Was dabei ans Licht kam, war erschreckend: In etwa 40 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe kümmert sich niemand um die tiermedizinische Versorgung der dort lebenden Katzen. Unbehandelte Krankheiten und Verletzungen sind die Folge. Etwa die Hälfte der Betriebe kümmert sich nach Schätzungen der Tierärzte auch nicht um die Kastration der Tiere.
Mäuse fangen ja, versorgen nein
„Katzen sind nützlich, weil sie die Zahl der Mäuse und Ratten auf Bauernhöfen kleinhalten. Obwohl einige gut auf die ansässigen Katzen achten, ist die Zahl der Betriebe, in denen sich niemand um die Katzen kümmert und unerwünschter Nachwuchs teils sogar getötet wird, erschreckend hoch. Wir stehen vor einem massivem Tierschutzproblem“, erklärt Dr. Dalia Zohni, Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Der Verband fordert deswegen eine bundesweite Kastrationspflicht für Katzen mit Freigang sowie klare Regelungen für den Umgang mit Bauernhofkatzen. „Wenn Landwirte die Katzen füttern oder von den Mäuse fangenden Helfern profitieren, gehören sie zum Tierbestand und müssen adäquat versorgt werden“, so Zohni.
Kitten meist unerwünscht
Sind Katzen nicht kastriert, vermehren sie sich unkontrolliert; Nachwuchs gibt es dabei bis zu dreimal pro Jahr. Ungewollte Kitten werden bis heute oft ertränkt, erschlagen oder auf andere Weise entsorgt. Viele der Bauernhofkatzen sind zudem unterernährt und krank. „Landwirte schaffen sich Bauernhofkatzen selten bewusst an. Die Tiere kommen aus der Umgebung oder leben immer schon auf dem Hof. Verantwortung übernehmen und die Kastration finanzieren, wollen die Hofbetreiber daher meist nicht“, erklärt Zohni.
Das bestätigt auch die aktuelle Umfrage des Deutschen Tierschutzbundes, die der Verband im Rahmen der Kampagne "Jedes Katzenleben zählt" durchgeführt hat. Die befragten Tierärzte nehmen an, dass die Betriebe kein Geld für die Katzen ausgeben möchten. Außerdem befürchten offenbar viele Landwirte irrtümlicherweise, der Jagdtrieb könne bei kastrierten Tieren nachlassen. „Ein guter Jäger fängt auch kastriert noch viele Mäuse“, entkräftet jedoch Tierärztin Zohni dieses alte Vorurteil.
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