Endlich pferdefrei im Karneval!

Laute Musik, viele Jecken und fliegende Kamelle sind schon für den ein oder anderen Menschen zu viel. Für Pferde als Fluchttiere bedeuten Karnevalsumzüge jedoch Stress pur. Dies ist nicht nur in puncto Tierschutz relevant, sondern auch bezüglich des Sicherheitsrisikos für Teilnehmende und Zuschauer.

„Pferde reagieren bei Gefahr instinktiv mit Flucht und Karnevalsumzüge sind Extremsituationen für die sensiblen Tiere. Bei dem Gedränge, lauten Musikkapellen, betrunkenen und lärmenden Menschen ist es nicht verwunderlich, wenn Pferde scheuen oder durchgehen. In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Unfällen. Diese wären vermeidbar, wenn endlich auf den Einsatz von Pferden im Karneval verzichtet würde. Hinzu kommt, dass sich in den meisten Fällen Reiter und Pferd nicht kennen, sie bilden also kein vertrauensvolles Pferd-Reiter-Gespann“, sagt Andrea Mihali, Expertin für Pferde beim Deutschen Tierschutzbund. Der Verband appelliert deshalb kurz vor Beginn des Straßenkarnevals erneut an alle Verantwortlichen, Städte und Festkomitees, zukünftig keine Pferde mehr im Karneval einzusetzen.

Leitlinien reichen nicht aus

Befürworter von Karnevalsumzügen mit Pferden verlassen sich auf bestimmte Trainingsmethoden zur Desensibilisierung der Tiere und auf strengere Kontrollen vor und während der Umzüge. Die im Jahr 2023 eingeführten Leitlinien des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen ändern jedoch nichts an der Tierschutzproblematik. Den Leitlinien nach muss es u. a. möglich sein, Pferde an mehreren Punkten der Zugstrecke herauszunehmen. Zudem sollen die für die Pferde Verantwortlichen ihre Tiere langfristig auf ihren Einsatz vorbereiten – zum Beispiel, indem sie an bestimmte Reize wie Wurfgeschosse, Lärm oder Flatterbänder gewöhnt werden.

„All diese Bemühungen reichen jedoch nicht aus“, mahnt Mihali. „Die Pferde können noch so routiniert sein und auf strapaziöse Situationen vorbereitet werden - für die Tiere sind solche Veranstaltungen trotzdem ein großer Stressfaktor und die Menschenmengen am Straßenrand bleiben unkontrollierbar. Zudem werden sie nur zur Unterhaltung eingesetzt. Es gibt also überhaupt keinen vernünftigen Grund, die Tiere diesem Stress auszusetzen.“

Unfallrisiko auch für Menschen

Auch für die Jecken am Straßenrand ist das Risiko unkalkulierbar. Das zeigte z. B. ein schwerer Unfall beim Rosenmontagszug in Köln im Jahr 2018. Fünf Menschen wurden dabei verletzt, nachdem Pferde einer Kutsche durchgegangen waren. Auch in Sonnenwalde in Brandenburg gingen bei einem Karnevalsumzug im Jahr 2023 die Pferde einer Kutsche durch; dabei wurde der Kutscher schwer verletzt. Und 2017 ereignete sich auch beim Bonner Umzug ein Unfall. Ein Pferdegespann ergriff mitsamt Wagen unkontrolliert die Flucht und kollidierte unter anderem mit parkenden Autos. Während der Festausschuss Bonner Karneval Konsequenzen zog und seit 2023 von dem Einsatz von Pferden absieht, rücken Karnevalshochburgen wie Köln, Düsseldorf und Mainz nicht von der fragwürdigen und überholten Tradition ab. So liefen in Köln allein beim Rosenmontagszug 2024 insgesamt 234 Pferde mit.

Quelle: Deutscher Tierschutzbund e.V.

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