Fledermäuse auf Kuschelkurs

Fledermäuse

In der Literatur haben Fledermäuse ein zweifelhaftes Image. Sie gelten als blutsaugende Dämonen und sind als Einzelgänger unterwegs. Ein Forschungsteam vom Museum für Naturkunde in Berlin (Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung) hat im Rahmen einer Studie auf Costa Rica nun Beobachtungen gemacht, die ein ganz anderes Bild zeigen. Drei Monate lang wurde eine vierköpfige Fledermausfamilie der Gattung Grosse Spiessblattnase (Vampyrum spectrum) mit einer Infrarot-Bewegungskamera gefilmt. Die Tiere zeigten Umarmungen, Begrüßungsrituale, Fürsorge und ein insgesamt komplexes Sozialleben.

Rollenverteilung und Fürsorge

So legte zum Beispiel ein Familienmitglied einer anderen Fledermaus bei deren Rückkehr den Flügel um den Körper. Männchen brachten ihren stillenden Weibchen Beute mit; erwachsene Fledermäuse versorgten den Nachwuchs mit Nahrung. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Jungen so die Umstellung von Milch auf Fleisch lernen sollen. Die frühere Annahme, dass diese Fledermaus-Gattung alleine jagt, stellte sich ebenfalls als falsch heraus. So wurde immer wieder dokumentiert, wie Tiere gemeinsam vom Baum wegflogen und mit Beute zurückkehrten.

Die Studie von Maria Tietge und ihrem Team wurde in der Fachzeitschrift „PLOS One“ veröffentlicht. Es handelt sich um das erste Mal, dass wilde Fledermäuse bei der Nahrungsbeschaffung und sozialen Interaktionen beobachtet wurden. Aktuell handelt es sich um eine Einzelfallstudie, deren Ergebnisse aktuell noch nicht auf alle Fledermäuse übertragen werden können.

Weitere Studienergebnisse: Museum für Naturkunde Berlin

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