Gran Canaria: Widerstand gegen Oktopus-Farm wächst

Bei den Plänen von Nueva Pescanova dürfte so manchem der Appetit auf frittierte Tintenfischringe oder gegrillten Oktopus vergehen - und das nicht nur im Urlaub. Das spanische Fischereiunternehmen will im Hafen von Las Palmas (Gran Canaria) eine hochmoderne, kommerzielle Anlage zur Zucht von Oktopussen bauen. Auf 50.000 Quadratmetern sollen dann nach Informationen von Project 1882 und der Eurogroup for Animals jährlich etwa eine Million Kraken geschlachtet werden – für geschätzte 3.000 Tonnen Fleisch. Weitere Länder, u. a. Mexiko und Japan, könnten folgen.

Die schwedische Tierschutzorganisation Project 1882 hat im Rahmen einer Petition bis Anfang September 2024 bereits 45.000 Unterschriften gegen kommerzielle Oktopus-Farmen in der Europäischen Union gesammelt. 100 Wissenschaftler haben kürzlich einen Brief in der Zeitschrift „Science“ unterzeichnet, indem sie den amerikanischen Kongress um Unterstützung bitten “Opposing the Cultivation and Trade of Octopus Produced through Unethical Strategies” (dt.: Gegen die Zucht und den Handel mit Tintenfischen durch unethische Strategien). Der Hintergrund: Im März 2024 wurde im US-Bundesstaat Washington bereits ein Gesetz gegen die Zucht von Oktopussen unterzeichnet, auch in Kalifornien und auf Hawaii wird darüber diskutiert.

Wissenschaftler und Tierschützer einig

Wichtige Schritte, denn die laut „Geo“ hochintelligenten und empfindsamen Tiere sind nach einhelliger Meinung von Forschern und Tierschützern für die Massentierhaltung völlig ungeeignet. Britische Wissenschaftler z. B. haben Oktopussen, Hummern und Krabben - genau wie allen anderen Tieren - bescheinigt, „fühlende Wesen“ mit einem Bewusstsein und einem hoch entwickelten Nervensystem zu sein und erreicht, dass sie ins Tierschutzgesetz aufgenommen wurden.

Ein Leben in beengter Massentierhaltung ist laut Experten für Oktopusse mit unvorstellbarem Leid verbunden. Sie gelten als Einzelgänger und können mit Aggressionen und Kannibalismus reagieren. Schätzungsweise 20 Prozent würden die Zucht gar nicht erst überleben – Zahlen, die an das Schicksal von Lachsen in Aquakulturen erinnern. Für die Fleischproduktion würden die Oktopusse laut BBC in Containern mit Eiswasser von -3 Grad getötet – Studien zufolge ein langsamer und qualvoller Tod für die hochsensiblen Tiere.

Hohe Sterberaten erwartet

In einem offenen Brief wandten sich bereits im Oktober 2023 mehr als 75 Forscher und Organisationen an die kanarische Regierung, um den Bau der Zuchtanlage zu stoppen. Seitdem reißt der Protest weltweit nicht ab. Sollten kommerzielle Interessen jedoch überwiegen, steht tatsächlich zu befürchten, dass weitere Länder dem Beispiel von Nueva Pescanova folgten könnten. Ein winziger Hoffnungsschimmer ist jedoch, dass die Behörden die Auswirkungen der Anlage auf die Umwelt über den „Environmental Impact Assessment“ aktuell noch prüfen.

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