Held oder Krimineller? – Einbruch für den Tierschutz
Immer wieder kommt es vor, dass Tierschützer in Mastbetriebe oder Ställe von Tierzüchtern und Landwirten eindringen, um verheerende Tierschutz-Missstände aufzudecken. Nun soll dieses Eindringen härter bestraft werden. Eine Kriminalisierung tierschutzrechtlich richtig handelnder Menschen?
Ein schockierendes Video findet sich seit einiger Zeit im Netz. Zu sehen: Ein Mann in grüner Hose und Pullover, der seiner Arbeit in einem Ferkelerzeugerbetrieb nachgeht. Der Mitarbeiter greift in einen der Stände, packt nach einem Ferkel und schlägt das kleine Wesen mit voller Wucht auf den Betonboden. Es quält sich minutenlang, zuckt, kämpft um sein Leben, stirbt schließlich qualvoll. Er tötet das Ferkel, da es für den landwirtschaftlichen Zuchtbetrieb zu schwach ist. Mit der Art der Tötung verstößt er jedoch gegen das Tierschutzgesetz, das eine vorherige Betäubung mit anschließendem Kehlschnitt vorschreibt.
Investigative Journalisten
Diese Aufnahmen wurden von engagierten Tierschützern gedreht – heimlich und mit der Gefahr, entdeckt zu werden. Einmal aufgeflogen wären die Folgen für die Aktivisten unabsehbar. Aber ohne diese investigativ arbeitenden Menschen würden solche Bilder so gut wie nie an die Öffentlichkeit gelangen. Problematisch ist, dass es sich bei der Erstellung der Videos auch noch um Straftaten handelt, da sich die Tierschützer häufig illegal Zugang zu den Ställen verschaffen. In den letzten Jahren wurden diese dann auch immer wieder wegen Hausfriedensbruch verurteilt.
Versagt der Staat?
Doch im vergangenen Februar erst sprach das Oberlandesgericht Naumburg drei Tierschützer in so einem Fall frei. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) will solche Freisprüche zukünftig so gering wie möglich halten. Sie ist der Ansicht, dass der Staat sich um solche Verstöße kümmern muss, nicht investigative Tierschützer. Doch beweisen solche Aufnahmen nicht erst, dass der Staat versagt? Vielfach haben alleine investigativ entstandene Medienbeiträge einen Stein ins Rollen gebracht. Sind Menschen kriminell, die mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass hilfebedürftigen Menschen und Tieren geholfen wird? Sind diese Kämpfer für das Recht der Schwachen nicht eher Helden als Kriminelle?
Kritische Diskussion
Fest steht, dass die landwirtschaftliche Nutztierhaltung seit Langem in einer kritischen Diskussion ist. Ob, wie viele und auf welche Weise Tiere wie Schweine, Kühe, Hühner und Co. gehalten und geschlachtet werden, wird von jedem Einzelnen von uns bestimmt. Wir sind der Richtungspfeil für mehr oder weniger Tierschutz in der Nutztierhaltung!