Können Tiere trauern?
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Wenn der Partner, das Kind oder ein Gefährte stirbt, bricht für Menschen in der Regel eine Welt zusammen. Auch bei verschiedenen Tierarten wurde in den letzten Jahren immer wieder ein Verhalten beobachtet, dass Verlust, Trauer und Schmerz zeigt. Laut „National Geographic“ sind sich Verhaltensforscher mittlerweile sicher, dass die inneren Prozesse vieler Tierarten genauso komplex sind wie unsere – sie können sie nur nicht über Sprache ausdrücken. Fünf Beispiele:
Elefanten
Im Jahr 2023 berichtete die Zeitschrift GEO von Biologen, die in Kenia das Verhalten einer Elefantenherde nach dem Tod eines Mitglieds beobachteten. Eine Elefantenkuh war nach einem Schlangenbiss gestorben, der Rest der Herde wanderte in den Tagen danach offenbar immer wieder zu ihrem Kadaver. Bei anderen Elefantenherden wurden in ähnlichen Situationen Totenwachen beobachtet. Der Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal erklärte im Interview dazu, dass Elefanten unsere Grundemotionen, zu denen auch soziale Depression zählt, teilen. Diese könne auftreten, wenn ein Bindungspartner verschwindet. Ein Zoo in Indien hatte einige Jahre zuvor von einem ähnlichen Fall berichtet: Eine ältere Elefantenkuh starb, offenbar an Trauer, nachdem ihre jüngere Gefährtin während der Geburt ihres Kindes gestorben war. Zuvor hatte sie längere Zeit nichts mehr gefressen.
Schwertwale
Anfang 2025 wurde laut BBC vor der Küste des US-Bundesstaats Washington eine Schwertwalmutter dabei beobachtet, wie sie ihr totes neugeborenes Kalb vor sich herschob. Der Orca, bekannt als Tahlequah, hatte das gleiche Verhalten bereits im Jahr 2018 gezeigt, als ein anderes Kalb gestorben war. Damals hatte Tahlequah ihren toten Nachwuchs insgesamt 17 Tage vor sich hergeschoben, wieder zurück zu sich geholt und so verhindert, dass dieser unterging.
Schimpansen
Bei Menschenaffen wurde ein ähnliches Verhalten beobachtet. Schimpansen sind mit uns Menschen eng verwandt, und so gibt es zudem einige Parallelen. Menschenaffen bleiben laut Petbook häufig nah bei verstorbenen Familienmitgliedern sitzen. Sie berühren diese immer wieder, streicheln sie und versuchen sie „wachzurütteln“. Der Zoo von Edinburgh berichtete z. B. im Jahr 2021, dass die Schimpansendame Lianne ihr totgeborenes Baby nicht loslassen wollte und es mit sich herumtrug. Außerdem bedecken Schimpansen ihre Verstorbenen offenbar mit Zweigen und Blättern. Wenn sie den Tod des Familienmitglieds letztendlich akzeptiert haben, können sie in eine tiefe Trauer verfallen.
Hunde
Wenn ein Artgenosse oder der Besitzer verstirbt, reagieren Hunde oft mit verändertem Verhalten. Eine internationale Studie, die von Dr. Federica Pirrone (Universität Mailand) geleitet und die im Magazin „Nature“ veröffentlicht wurde, hat 426 Besitzer von Hunden, deren Begleithund verstorben war, befragt, um diesem auf den Grund zu gehen. 86 Prozent bestätigten laut MDR eine negative Veränderung im Verhalten des überlebenden Hundes, vor allem das Bedürfnis nach mehr Aufmerksamkeit, Angst, Spielunlust oder anderes Fressverhalten. Entscheidend war hier nicht die Dauer, die die beiden Hunde miteinander verbracht hatten, sondern die Qualität der Beziehung sowie ein ebenfalls trauernder Besitzer.
Katzen
Katzen haben gemeinhin den Ruf, weniger sozial als z. B. Hunde zu sein. Ein Irrtum, wie eine Studie der Oakland University im US-Bundesstaat Kalifornien belegen konnte. Die Forscher befragten dazu 450 Katzenhalter, die kürzlich ein anderes Haustier (Katze oder Hund) verloren hatten. Die Qualität der Beziehung war hier offenbar, genau wie bei Hunden auch, entscheidend: Je positiver die Beziehung, desto auffälliger die Verhaltensänderungen der Katzen, z. B. Verringerung des Schlafes, Fressens und Spielens. Auch ein höheres Bedürfnis nach Aufmerksamkeit war häufig. Auffällig war, dass Katzen nicht nur auf den Verlust von Artgenossen so reagierten, sondern auch auf den von Nicht-Artgenossen, insbesondere Hunde. Trauerte der Besitzer ebenfalls stark, reagierten die Katzen häufig mit Rückzug oder Verstecken.