Limburger Stadttauben: Bürger stimmen für Tötung

Taube auf Asphalt

Der Bestand der Stadttauben ist in Limburg in den letzten Jahren auf geschätzte 700 Tiere angewachsen – mindestens. Immer wieder wurde diskutiert, wie die Anzahl der Vögel reduziert werden kann, um Menschen und Gebäude vor Taubenkot zu schützen. Tierschützer hatten vorgeschlagen, zwei Taubenhäuser aufzustellen, die Vögel durch Fütterung gezielt anzulocken und ihre Eier dann gegen Gips-Attrappen auszutauschen. Für diesen schonenden Weg des Tauben-Managements haben sich bereits verschiedene Städte wie Frankfurt oder Düsseldorf erfolgreich entschieden.

Ein Falkner hatte jedoch 2023 eine andere, deutlich grausamere Methode ins Spiel gebracht – und sich damit vorerst durchgesetzt: Er lockt die Tauben in eine Falle, betäubt sie mit einem Schlag auf den Kopf und bricht ihnen im Anschluss daran das Genick. Die Stadtverordneten beschlossen diese Vorgehensweise bei einer Sitzung im November 2023 mehrheitlich. Nach Ansicht von Tierschützern verstößt sie jedoch massiv gegen das Tierrecht.

Bürgerinitiative gegründet

Die Initiative „Stoppt das Taubentöten“ sammelte über 3.000 Unterschriften wahlberechtigter Bürger, ermöglichte damit einen Bürgerentscheid, mit dem sie den Beschluss kippen wollten. Damit sind sie zunächst gescheitert: Mit einer knappen Mehrheit von 53,5 Prozent stimmten die Bürger für die umstrittene Methode. „Wir bedanken uns bei allen Tierfreunden in Limburg, die mit ‚Ja‘ gestimmt haben“, kommentiert Ute Heberer, Vorsitzende des Landestierschutzverbands Hessen. „Am Ende aber haben diese Stimmen nicht gereicht, um den tierschutzfeindlichen Tötungsbeschluss aufzuheben. Wir sind bestürzt und enttäuscht.“ Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, findet ebenfalls deutliche Worte: „Statt Mitgefühl und Respekt für die verwilderten Haustiere zu zeigen, wurden bestehende Vorurteile im Vorfeld des Bürgerentscheids sogar von den Limburger Stadtfraktionen CDU, FDP und SPD propagiert, um für die Tötung zu werben. Jetzt droht den Tauben ein grausamer, von Hand durchgeführter Genickbruch. Sobald die erste Taube in Limburg getötet wird, werden wir Strafanzeige gegen die Verantwortlichen stellen.“

Welle an Klagen erwartet

Die geplante Tötung der Stadttauben stellt aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes einen eklatanten Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar. Bereits 2021 hatte das Verwaltungsgericht Stuttgart in einem Urteil festgehalten, dass Behörden keine Erlaubnis zur Tötung von Tauben erteilen dürfen, wenn mildere Alternativen zur Verfügung stehen. Das Fazit des damaligen Rechtsstreits gilt für alle Wirbeltiere: Die Tötung darf nur als letztes Mittel in Betracht gezogen werden und auch nur in begründeten Ausnahmefällen, wenn konkrete Gesundheitsgefahren festgestellt und Alternativen umfassend abgeklärt wurden. Für Stadttauben wurde mittlerweile ausreichend belegt, dass kein erhöhtes Gesundheitsrisiko von den Tieren ausgeht. Weitere Tierschutzorganisationen hatten schon vor der Abstimmung mit Klagen gedroht, falls die Entscheidung die Tötung der Tauben bestätigt.

Laut Bürgermeister Marius Hahn (SPD) ist der Beschluss der Limburger Stadtverordnetenversammlung für die kommenden drei Jahre jedoch bindend und muss von der Stadt damit auch umgesetzt werden. Die Stadt werde jedoch die genaue Population und mögliche Gefährdungen der Gesundheit nochmal ermitteln. Dementsprechend haben die Stadttauben fürs Erste noch etwas Zeit gewonnen.

Quelle: Deutscher Tierschutzbund

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