PETA deckt auf – Zuchtverband aus Bayern quält Auktions-Kälber

Ein schwarz-weißes Kalb schaut verängstigt in die Kamera
Verängstigtes Kalb. Bild: shutterstock.com/Doug McLean

Es ist ein Skandal, der Tierschützer abermals fassungslos macht. Nachdem bereits 2018 tierquälerische Tätigkeiten bei deutschen Kälberauktionen im baden-württembergischen Herrenberg durch PETA aufgedeckt wurden, hat die Tierschutzorganisation vor kurzem erneut verstörendes Video- und Bildmaterial erhalten. Dieses Mal aus dem Auktionshaus des Zuchtverbands für oberbayerisches Alpenfleckvieh Miesbach e. V. in Bayern. Die Aufnahmen, die nach Angaben von PETA in einem Zeitraum von drei Jahren – von 2020 bis 2023 – entstanden, zeigen, wie gerade einmal wenige Wochen alte Kälber völlig grundlos misshandelt werden

Die Videoaufnahmen, die von PETA sowie dem TV-Sender RTL bereits öffentlich gemacht wurden, zeigen unter anderem, wie die Kälber mitleidslos aus den Transportern ins Auktionsgebäude des Zuchtverbands getrieben und gestoßen werden. Dort geht die schmerzhafte Tortur – scheinbar ohne Rücksicht auf die Tierkinder – weiter: Bei der Registrierung wird den Kälbern zur Wiedererkennung – ohne Betäubung! – eine Ohrmarke gestochen.

Kein Platz, keine Nahrung
Anschließend geht es für die verängstigten und verstörten Jungtiere, die ihr Unwohlsein durch Lautausstöße, die auf den Aufnahmen immer wieder zu hören sind, in viel zu kleine Wartebuchten. Dort versuchen sich manche Kälber aus Erschöpfung hinzulegen, werden jedoch direkt von anderen Kälbern übertrampelt, da kein Platz vorhanden ist. Andere Kälber rennen wiederum panisch in die Begrenzungswände und versuchen aus dem Unheil zu fliehen.

Ebenfalls zu sehen sind Videosequenzen, in denen Kälber versuchen, aus den angebrachten Wassertränken zu trinken, doch diese sind eindeutig nicht für Kälber geeignet. Im Alter zwischen vier und sechs Wochen ist der Kuhnachwuchs noch daran gewöhnt, an den Zitzen der Mutter oder an Nuckelflaschen zu saugen. In den Wartebuchten sind jedoch keine Nuckeltränken angebracht, sondern ganz normale Schalenbehältnisse. Für die Kleinen bedeutet das: keine Nahrung und damit noch größere Erschöpfung.

Gewalt, auch von Kindern an Kindern
Als wäre das nicht schon schlimm genug, werden die kleinen Kälber, die sich in dem Alter eigentlich nach der Geborgenheit ihrer Mutter sehnen, getreten, geschlagen und an den Ohren gezogen. Darüber hinaus werden ihre Schwänze erbarmungslos geknickt, damit sie sich schneller in und aus den Wartebuchten oder der Auktionshalle bewegen. Besonders verstörend sind jedoch die Aufnahmen, die zeigen, wie selbst zwei Kinder auf ein am Boden liegendes Kalb einschlagen und -treten und wie Mitarbeiter der Kälberauktion direkt neben die Wartebuchten der Tiere urinieren. Ein unmögliches Verhalten, das sich die Kinder als falsches Vorbild nehmen und somit zur nächsten Generation an Tierquälern heranwachsen.

Nach dem Erhalt des Materials hat PETA Strafanzeige gegen den Zuchtverband erstattet, der zusätzlich von RTL mit den Aufnahmen konfrontiert wurde. Nach Informationen des TV-Senders habe der Verband den Vorwurf des Platzmangels zwar zurückgewiesen, dafür aber in einem Statement Konsequenzen angesprochen: „Selbstverständlich dürfen Tiere nicht getreten werden. Die Videoaufnahmen haben wir sofort genutzt, um eine Mitarbeiterversammlung einzuberufen. Mit unseren Beschäftigten haben wir ausführlich gesprochen. Alle Markthelfer werden nochmals gezielt nachgeschult. Kinder und Jugendliche dürfen künftig nicht mehr in der Markthalle mithelfen.“

Dies mag zwar eine erste Annährung zur Besserung sein, doch das allein reicht bei weitem nicht aus. Die Politik muss endlich handeln und den Wandel zum veganen Ökolandbau ohne Massentierhaltung vorantreiben, damit unschuldige Tiere nicht unnötig qualvoll leiden müssen.

Woher kommen die Kälber und wo geht es hin?

Zur tragischen Geschichte dieser Kälber gehört auch noch die Tatsache, dass diese Tierkinder meist nur „Nebenprodukte“ der Milchindustrie sind. Kühe produzieren nur Milch, wenn sie Kälber gebären. Diese werden dann, ohne Rücksicht auf jegliche Mutter-Kind-Beziehung, kurz nach der Geburt von ihren Müttern getrennt, damit die produzierte Milch bei uns in den Supermarkt-Regalen landet. Während der weibliche Nachwuchs im Anschluss zur nächsten Milchkuh-Generation herangezüchtet wird, sind die jungen Bullen meist unbrauchbar für den Mastbetrieb und werden bei Auktionen versteigert.

Nach der Auktion geht die Tortur für die versteigerten Kälber weiter. Laut PETA werden die jungen Tiere meist in ungeeigneten Transportern mit zu wenig Platz und ohne Nahrung nach Spanien oder in die Niederlande, die sich auf die Mast der Milchkuh-Kälber spezialisiert haben, verfrachtet. Dort werden sie gemästet, bis sie „reif genug sind“, um ins EU-Ausland transportiert zu werden, wo sie ohne Betäubung getötet und anschließend geschlachtet werden.

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