Queere Tiere: Die Liebe zählt

zwei Pinguine
Homosexuelle Pinguine wurden erstmals vor über 100 Jahren beobachtet (Symbolfoto)

Als das Sea Life Aquarium in Sydney Ende August bekannt gab, dass der Eselspinguin Sphen verstorben ist, trauerten Fans weltweit. Sphen und sein Partner Magic waren sechs Jahre lang ein glückliches Paar, das zwei Küken gemeinsam aufzog. Magic zeigte seinen Schmerz über den Verlust, indem er beim Anblick von Sphen anfing zu singen – und der Rest der Kolonie stimmte ein. Die beiden galten als Ikonen der LGBTQ*-Community und, so das Sea Life Aquarium, „Symbol für Gleichstellung“. Laut „Geo“ sind sie durch die Netflix-Serie „Atypical“ berühmt geworden und kamen außerdem in Büchern, Dokumentationen und dem Lehrplan des Bundesstaats New South Wales vor.

Ganz normale schwule Tiere

In den letzten Jahren wurde in mehreren Studien belegt, dass homo- oder bisexuelles Verhalten im Tierreich sehr verbreitet ist. Es wurde bei mindestens 1.500 Tierarten beobachtet, besonders häufig bei Pinguinen, Delfinen, Giraffen und Bonobos. Das spricht laut „Focus“ gegen die lange Zeit verbreitete These, dass Fortpflanzung das oberste Ziel aller Lebewesen sei. So gehen offenbar manche Tiere dauerhafte schwule oder lesbische Beziehungen ein, andere paaren sich mit beiden Geschlechtern. Bei wieder anderen geht es dabei auch um Konfliktlösung, Stressabbau und Hierarchien. Einige Beispiele:

Hyänen und Pinguine

Vor über 2.300 Jahren fiel Aristoteles bereits auf, dass sich in einer Gruppe Hyänen sowohl Männchen als auch Weibchen miteinander paarten. Anfang des 20. Jahrhunderts beobachtete ein britischer Antarktisforscher homosexuelles Verhalten bei Adéliepinguinen – was jedoch damals und noch viele Jahrzehnte lang als unnatürlich abgestempelt wurde. Lange Zeit galt das Thema in der Wissenschaft als unpopulär.

Mehr als 100 Jahre später sind Sphen und Magic nicht mehr die einzigen Pinguine, von denen eine Liebesbeziehung mit Nachwuchs bekannt ist. Auch die Zügelpinguine Roy und Silo aus dem New Yorker Central Park Zoo wurden so berühmt. In freier Wildbahn kümmern sich homosexuelle Pinguin-Pärchen häufig um verlassene Eier.

Geier, Bonobos und Löwen

Im ARTIS-Zoo in Amsterdam brüteten laut „Deutsche Welle“ vor einigen Jahren zwei männliche Gänsegeier gemeinsam ein Ei aus und zogen das Küken auf. Die beiden Vögel hatten einige Brutzeiten vergeblich versucht, eine Familie zu gründen – bis die Tierpfleger ein verlassenes, befruchtetes Ei entdecken und ihnen gab. Das Paar nahm sich dem Ei sofort an, hielt es warm und umsorgte es.

Bonobos, eine Menschenaffen-Art, sind fast immer bisexuell und nutzen sexuelle Beziehungen, um Spannungen abzubauen und soziale Bindungen zu stärken. Ähnliches wurde bei Löwen beobachtet, die sich laut „Geo“ so gegenseitig ihre Loyalität versichern, um das Rudel führen zu können.

Flamingos, Loris und Wale

Bei Flamingos wurde schon mehrfach berichtet, dass homosexuelle Paare Eier stahlen – und diese dann gemeinsam aufzogen. Im West Midlands Safari Park lebt laut BBC neben einem schwulen Pinguin-Pärchen eine Liebe zu dritt: Zwei männliche und ein weiblicher Regenbogenlori gelten hier als unzertrennlich. Das Weibchen legt die Eier, die dann von den beiden Männchen aufgezogen werden.

Anfang des Jahres gelangen Fotografen vor der Küste Hawaiis erstmals spektakuläre Bilder von zwei männlichen Buckelwalen. Ihre Beobachtungen beschrieben sie im Fachjournal „Marine Mammal Science“. Über das Paarungsverhalten von Buckelwalen ist nur sehr wenig bekannt, weswegen die Interaktion der beiden Tiere aktuell noch ausgewertet wird. Da jedoch auch Delfine und Orcas homosexuelles Verhalten zeigen, wird dieses auch bei Buckelwalen nicht ausgeschlossen.

Schafe

Schätzungen zufolge ist mindestens jedes 12. Schaf schwul. Für Züchter sind sie somit in der Regel wertlos – fliegt ihre Neigung auf, werden sie in den meisten Fällen geschlachtet. Ein Schäfer aus Nordrhein-Westfalen hat nun gemeinsam mit seinem Lebensgefährten die deutschlandweit erste Farm für homosexuelle Schafe eröffnet. Michael Stücke und Jochen Klinge nehmen Böcke unter ihre Fittiche, für die andere Schäfer keine Verwendung haben, da sie für die Zucht ungeeignet sind. Ihre Wolle verkaufen sie unter dem Label „Rainbow Wool“; aus ihnen werden Kappen, Schnürsenkel und Patches hergestellt. Die Erlöse gehen dabei an den Verband Queere Vielfalt LSVD. Außerdem besteht die Möglichkeit, für ein schwules Schaf eine Patenschaft zu übernehmen – so dass mit dem Geld weitere Schafe gerettet werden können.

 

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