Rettung für Limburger Stadttauben?

Schätzungsweise 700 Tauben leben aktuell im hessischen Limburg – nach Meinung der Stadt etwa 400 zu viel. Deshalb hatte sie beschlossen, die Tiere per Genickbruch durch einen Falkner töten zu lassen, was Anfang Juni per Bürgerentscheid bestätigt wurde (der DTSV berichtete). Die Entscheidung sorgte nicht nur bei Tierschützern für Entsetzen, sondern auch bundesweit für Aufsehen – und tat dem Image der Stadt alles andere als gut. So hagelte es Beschimpfungen, Beleidigungen und sogar Bedrohungen gegen Mandats- und Funktionsträger der Stadt sowie Mitarbeiter der Verwaltung.

Alternative Gnadenhof

Die österreichische Tierschutz-Initiative Gut Aiderbichl hat nun angeboten, 200 Tauben auf einem Gnadenhof im bayrischen Eslarn in der Nähe von Nürnberg unterzubringen. Dieser sei so weit entfernt, dass die Tiere nicht wieder nach Limburg zurückfliegen. Auf dem Hof gibt es einen großen Neubau, der artgerechte Taubenhaltung ermöglicht. „Wir werden dieses Angebot als ein gegenüber der Tötung deutlich milderes Mittel gerne annehmen“, so Bürgermeister Marius Hahn (SPD) in einer Mitteilung der Stadt.

Zunächst muss die Stadt jedoch die Tauben fangen und artgerecht unterbringen, bis sie abgeholt werden, und sucht dafür Freiwillige. Das Gut Aiderbichl übernimmt die Kosten für den Transport und den Umzug auf den Gnadenhof. „Finden sich anschließend noch weitere Institutionen und Einzelpersonen, die Limburger Tauben übernehmen, lässt sich die angestrebte Population idealerweise ganz ohne eine Tötung erreichen“, teilte die Stadt mit. Das Ziel sei, die Population auf etwa 300 Tiere zu senken.

Kein langfristiger Ansatz

Der Deutsche Tierschutzbund äußerte sich in einem Kommentar skeptisch und kritisierte, dass eine kurzfristige Lösung nicht genug sei. „Alleine mit der Entnahme der Tauben aus der Stadt ist es nicht getan: Die Zahl der Tiere wird zwar kurzfristig reduziert, wird aber schnell wieder ansteigen“, so Katrin Bichl, Fachreferentin für Stadttauben. „Daher ist die Stadt weiterhin in der Pflicht, ein Stadttaubenmanagement mit Eiertausch zu etablieren – die einzig tierschutzgerechte und nachhaltige Lösung für Mensch und Tier. Gleichzeitig muss auch an die Küken der eingefangenen Tiere gedacht werden, denn diese werden ohne ihre Eltern in ihren Nestern zurückbleiben und elendig verhungern und verdursten. Neben der erleichternden Nachricht, dass zahlreiche Tauben dem Tod entgehen, darf nicht vergessen werden, dass nun wieder Tierschützer einspringen.“

Quelle: Deutscher Tierschutzbund

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