Wie wirken sich negative Erfahrungen im Welpenalter aus?
Frühkindliche traumatische Erfahrungen können Menschen ein Leben lang prägen. Bei Hunden ist dies offenbar genauso, wie eine US-amerikanische Studie der Harvard University in Cambridge zeigt. Das Forschungsteam um Julia Espinosa hat Besitzer von mehr als 4.000 Hunden aus über 200 Rassen befragt und seine Ergebnisse kürzlich in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht. Insgesamt habe sich gezeigt, dass vernachlässigte oder misshandelte Welpen und Junghunde später zu ängstlichen und aggressiven Verhaltensweisen neigen.
Ein guter oder schlechter Start ins Leben
Die ersten Lebenswochen beeinflussen die Psyche von Hunden entscheidend. In dieser Zeit erleben sie große körperliche, verhaltensmäßige und kognitive Entwicklungen. Schlechte Aufzuchtbedingungen, unzureichende mütterliche Fürsorge, Misshandlungen oder eine zu frühe Trennung von der Mutter oder Bezugsperson sowie traumatische Erlebnisse stören diese Entwicklungen. Ein positiver Umgang mit Menschen im Welpenalter ist hingegen ein wesentlicher Baustein einer guten Sozialisierung.
Von den befragten Besitzern gab etwa ein Drittel an, dass die Hunde in den ersten sechs Lebensmonaten misshandelt oder vernachlässigt wurden. In der Folge beobachteten sie vermehrt aggressives und ängstliches Verhalten - z. B. bei plötzlichen und lauten Geräuschen oder gegenüber Fremden - in Form von Schnappen, Beißen, Zurückweichen oder Verstecken.
Empfindliche Rassen
Bestimmte Rassen sind von diesen Auswirkungen offenbar stärker betroffen als andere. So wurden vor allem der American Eskimo Dog, der American Leopard Hound und der Siberian Husky als anfällig dafür genannt, was laut den Forschenden für eine Wechselwirkung von genetischen Faktoren und Umwelt spricht. Rassen wie der Golden Retriever und der Labrador hätten demnach eine stärkere angeborene Widerstandsfähigkeit, weswegen sich negative Erfahrungen bei ihnen in den meisten Fällen nur minimal auswirken. Alter, Geschlecht und Kastrationsstatus beeinflussen auffälliges Verhalten ebenfalls, jedoch deutlich weniger als frühe negative Erfahrungen.
Die Ergebnisse decken sich laut Forschungsteam mit früheren Studien und liefern wichtige Erkenntnisse für Hundebesitzer und den Tierschutz. Sie basieren jedoch auf subjektiven Angaben der Studienteilnehmer, so dass sie sich nur schwer überprüfen lassen.